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(23.08.2016) Jetzt ist es tatsächlich passiert: Die deutschen Schwimmer haben bei den Olympischen Spielen in Rio sogar noch schlechter abgeschnitten als in London. Eigentlich sollte die Trendwende geschafft werden, doch das Ziel "Weltspitze" scheint weiter weg zu sein als je zuvor. Die Ursachen sind vielfältig, wir haben hier aber mal einige der größten Probleme von Schwimm-Deutschland herausgegriffen:

600.000 Mitglieder und keine Sponsoren?!

Die Athleten sind am Ende stets diejenigen, die bei den großen Events für die Medaillen sorgen sollen, doch sie sind nur das Ende einer langen Kette. Ein Einzelner kann mal unter den Ewartungen bleiben, aber wenn es über Jahrzehnte hinweg in der Breite nicht gelingt den Anschluss zur anvisierten Weltspitze herzustellen, dann liegt der Fehler im System und dieses heißt hierzulande nun mal "Deutscher Schwimm-Verband".

600.000 Mitglieder, vier Olympische Sportarten dazu jeweils noch die Masters, 18 Landesverbände (durchaus bemerkenswert bei 16 Bundesländern...) - Da wird schon mit Blick auf die Zahlen deutlich, dass dies ein Riesenapparat ist, der einen einmal eingeschlagenen Kurs nur schwer wechseln kann. Schwimmen war über Jahrzehnte hinweg ein Amateursport und so ist der Verband auch aufgestellt. Mit tiefen Strukturen und langen Entscheidungswegen.

Aber der Sport hat sich gewandelt. An der Spitze räumen Profis die Medaillen ab, die sich mit dem Schwimmen nicht nur finanziell über Wasser halten, sondern damit durchaus ihre Existenz für die Zukunft sichern können. Sie profitieren wenn nicht von ihrem Verband selbst, dann zumindest vom Stellenwert des Schwimmsports im eigenen Land und für diesen hat wiederum der nationale Verband als jeweilige Dachorganisation eine große Verantwortung.

In den USA laufen Kampagnen in Sozialen Netzwerken, in denen der US-Verband das Schwimmen als "Funnest Sport" locker und frech präsentiert. Könnte auch in Deutschland wirken, aber da fängt das Problem schon wieder an: Wer ist denn jetzt dafür verantwortlich? Die Verbandsspitze, die Fachsparten? Schwimmer sind halt keine Wasserballer, Wasserspringer oder Synchronkünstler, auch wenn alle im selben Element zu Hause sind. Hier einen für die Vermarktung so wichtigen knackigen, gemeinsamen Nenner herauszuarbeiten, ist gar nicht so einfach. Gefunden werden muss er! Egal wie wichtig und nützlich der Schwimmsport ist - wer relevant sein will, muss nach außen auftreten und auf sich aufmerksam machen, sonst geht die Nachricht unter.

Vermarktung heißt nicht, mit Zahlen und Mitgliedsstatistiken auf Sponsorenjagd zu gehen, sondern den möglichen Geldgebern ein attraktives Image vorzusetzen, dass sie für sich selbst nutzen wollen. Und dieses Image zu zeichnen ist die Aufgabe des Verbandes und seines Vermarkters. Hier geht es darum Werte herauszuarbeiten und die Vorteile für Gesellschaft und den Einzelnen offensiv aufzuzeigen und vor allem auch zu kommunizieren. Sportlicher Erfolg ist wichtig dafür, das macht es zugegeben derzeit nicht einfach, aber es hilft auch nicht gerade, wenn ein Verband immer wieder durch zweifelhafte Mittelverwendungen und interne Ränkespiele in die Schlagzeilen gerät.

Um den Bogen zurück zu den Athleten zu schließen: Kein deutscher Schwimmer, der es in den vergangenen 20 Jahren nach oben geschafft hat, ist dort wegen sondern trotz der Strukturen des DSV gelandet. Wie sehen die Antworten auf die zunehmende Professionalisierung im internationalen Schwimmsport aus? Im November ist Verbandstag, mal schauen, welche Weichen dort gestellt werden.

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Kleinstaaterei statt schlagkräftiger Stützpunkte

Über die sportlichen Aspekte der Rio-Nullnummer kann viel diskutiert werden: Lief in der Vorbereitung etwas schief? Waren einige Trainingsmaßnahmen nicht zielführen? usw. usw. - Das sind Fragen, die Sportwissenschaftler analysieren müssen. Einen Ansatzpunkt wollen wir aber herausgreifen: Der DSV betreibt derzeit fünf Bundeststützpunkte für die Schwimmer, einen fürs Freiwasser, es gibt den Bundeswehrstützpunkt in Warendorf, den Olympiastützpunkt in Potsdam und den (noch nicht Bundes-)Stützpunkt in München.

Insgesamt tummeln sich die rund 40 A- und B-Kaderschwimmer des DSV an neun bis zehn verschiedenen Orten. Hier können nicht überall die Weltklassebedingungen geboten werden, die zum Beispiel die Briten an ihren insgesamt drei Trainingszentren haben. Eine Konzentration der der deutschen Spitzenschwimmer würde nicht nur für stärkere Konkurrenz im Training sorgen. Damit würden auch Mittel frei, um die einzelnen Stützpunkte besser auszustatten.

Klar, niemand gibt gern den Status als Spitzenstützpunkt auf, aber wenn absehbar nur begrenzte Mittel zur Verfügung stehen, müssen diese effizienter eingesetzt werden. Das Opfer, das die Athleten bringen müssen: Unter Umständen etwas weiter weg von der Heimat leben. Den Vorteil den sie haben: Entwicklungspotential dank des zusätzlichen "Pushs" durch die starken Trainingspartner und der Zugriff auf bessere Trainingsressourcen.

Das seit Jahren keimende Gegenargument: Damit entstehen weiße Flecken. Wo es keinen Bundesstützpunkt gibt, da wächst auch kein Nachwuchs heran. Das das nicht der Fall sein muss, sehen wir derzeit in München und eine geringere Zahl der Spitzenleistungszentren heißt ja nicht, dass es keine z.B. auf Landesebene angesiedelten Nachwuchsstützpunkte geben soll. Die "Sog-Wirkung" für den Nachwuchs lässt sich ohnehin besser durch top ausgestattete Medaillengewinner als durch in der Nähe trainierende unterfinanzierte WM-Semi-Finalisten erzeugen - egal wo die Champions am Ende herkommen.

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Selbst ist der Athlet!

Mit einer kräftigen Erhöhung der Fördermittel ist wohl nicht zu rechnen, egal wie laut und oft sich die Athleten über die mangelnde finanzielle Ausstattung beklagen. Vielleicht ist der Ansatz auch vollkommen verkehrt und die Förderung in der aktuellen Situation besser bei Nachwuchstrainern, Rahmenbedingungen und wenn überhaupt konzentriert bei wenigen Spitzentalenten aufgehoben. Mal ehrlich, die per Gießkanne verteilten Minibeträge reichen doch keinem zum Überleben und sorgen eher für Frustration als Motivation.

Die Frage der individuellen Förderung ist wohl eine der am schwersten zu lösenden, doch gerade deswegen sei der Hinweis erlaubt: Viele Athleten schöpfen ihr (finanzielles) Potential selbst nicht aus. Wir haben es oben beschrieben. Sportler sind Projektionsflächen, die von Sponsoren für ihre Marken genutzt werden wollen. Denen ist es wichtig, möglichst oft in einem möglichst positiven Umfeld zu erscheinen.

Medienpräsenz muss dabei nicht nur über Erfolge erreicht werden. Macht den Mund aufmachen, habt eine Meinung, seid emotional, authentisch, selbstkritisch und die Journalisten reichen euch automatisch das Mikro hin. Das wichtigste: Zeigt euch! Das fängt damit an, Anhänger, Unterstützer und Sponsoren über gut geflegte Social Media Profile am Sportlerleben teilhaben zu lassen - und nicht nur einen kurzen Gruß abzugeben, wenn mal wieder ein Saisonhöhepunkt ansteht.

Dabei ist Geduld gefragt. Ein eigenes Image baut sich nicht von heute auf morgen auf und der Umgang mit Medienvertretern ist für manchen ungewohnt. Aber das kann man lernen und es lohnt sich - auch finanziell. Der eine oder andere Sportler wird sich fragen: "Darum soll ich mich jetzt auch noch kümmern?" Ja! Oder lasst kümmern! Die Anzahl der deutschen Athleten, die von einem professionellen Management betreut werden, kann an zwei Händen abgezählt werden.

Auch der Verband ist dabei gefordert, seine Athleten medial aufzubauen, sie zu Sprachrohren zu machen. Neben zentralen Maßnahmen für die Weiterentwicklung der sportlichen Qualitäten wäre vielleicht das eine oder andere Media Coaching eine gute Sache. Die andere Seite sind natürlich die Sponsoren selbst. Für sie gilt: Wer sich mit Sportlern schmücken will, muss auch in sie investieren und zwar bevor sie große Stars sind. Unser Sport ist dazu bestens geeignet. Das sind Schwimmer! Jung, durchtrainiert und ehrgeizig - da steckt viel Potential drin.

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Monosportkulturfläche Deutschland

Medienpräsenz ist einer der Knackpunkte bei der Sponsorensuche. Die Geldgeber wollen ihr Logo im positiven Umfeld des erfolgreichen Sportlers möglichst für viele Zuschauer und Leser sichtbar machen. Am besten funktioniert das live, genau in dem Moment, wenn die Emotion und Spannung des Sports passiert.

Zu sehen bekommt man davon übers Jahr hinweg leider wenig. Während die Übertragungszeiten auch für die unterklassigsten Fußballligen steigen, finden die Olympischen Sportarten nur am Rande statt. Dabei ist doch gerade "Vielfalt" im Programmauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender verankert. Stattdessen wird den Mega-Quoten der Fußball-Länderspiele hinterhergerannt  und wir verkommen zur Monosportnation. Lasst doch die Privatsender die millionenteuren Senderechte kaufen, diese können die Quote ohnehin viel besser in Werbeeinnahmen ummünzen. Die freien Sendezeiten und Gebührengelder von ARD, ZDF und Co. können dafür verwendet werden, was sie eigentlich bezwecken sollen: Kultur und Meinungsvielfalt dort sichern, wo Werbeeinnahmen eben nicht für eine Gegenfinanzierung sorgen können.

Es grenzt schon ans Absurde, dass dann ausgerechnet die öffentlich-rechtlichen TV-Sender immer wieder den Termin für die Deutschen Meisterschaften vorgeben und so in sportliche Entscheidungsfreiheiten eingreifen. Immerhin, es gibt gutes Geld für die Senderechte, einen für den chronisch klammen DSV wichtigen sechstelligen Betrag.

Aber mal anders gedacht: Wir haben rund 60.000 Wettkampfschwimmer, von denen sicher vielen daran gelegen ist, dass es auch an der Spitze sportlich wieder bergauf geht. Eine Erhöhung der im internationalen Vergleich recht günstigen Wettkampflizenzgebühr von 15€ auf 20€ (in den USA werden z.B. 50$ fällig) würde zusätzliche 300.000 Euro bringen. Es wäre ein tolles Zeichen von der Basis: Wir meckern nicht nur, sondern tun auch etwas dafür "unsere" Spitzenathleten zu unterstützen. Und mit den Mitteln könnte man sich mal etwas aus der TV-Klemme lösen.

Dann müssen wir vielleicht mal ein Jahr auf die 90 Minuten Sendezeit für die Deutschen Meisterschaften verzichten, aber es stünde dem DSV wieder frei, die Wettbewerbe per Live-Stream im Netz zu zeigen und Trainer sowie Sportler hätten Planungssicherheit. Das Wichtigste in der aktuellen Situation ist nicht der Kampf um Sendeminuten, sondern die Rückkehr zu sportlichen Erfolgen. Dafür ist der Termin der Qualifikation zum Saisonhöhepunkt ein wichtiger Zwischenschritt. Wenn die Erfolge da sind, dann klopft sicher auch das Fernsehen wieder an der Tür.

Am Ende müssen doch nur interessante Geschichten erzählt werden. Der Leistungsport ist nichts anderes als eine Metapher für das gesamte Leben und so für jeden Zuschauer irgendwie greifbar. Streng dich an, versuche das Unmögliche möglich zu machen und dann wirst du früher oder später belohnt, hinterlässt vielleicht sogar etwas für kommende Generationen. Das muss wieder in der Gesamtgesellschaft verankert werden, hier ist auch die Politik gefordert. Da hilft es nicht, dass sich kein einziger Regierungsvertreter in Rio hat blicken lassen, während man der DFB-Elf stets gehorsam hinterherreist.

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Der bedeutungslose Traum vom "Olympiasieg"

Der Verband ist träge, das Fördersystem oft unattraktiv und Sponsoren stehen nicht gerade Schlange. Warum soll ein junger Athlet ausgerechnet jetzt den harten Weg des Leistungssportlers auf sich nehmen? Vielleicht eine Handvoll der Olympiasieger von Rio, haben diesen Weg eingeschlagen, weil sie groß Kasse machen wollten. Viele aber hatten einfach diesen großen Traum: Olympiasieger werden!

Es ist der größte Titel, den ein Schwimmer erreichen kann, aber wie viele junge Athleten hierzulande haben ihn denn wirklich als Ziel? Dem Traum "Olympiasieger" zu werden, muss wieder Leben eingehaucht werden. Teenager müssen ihn aussprechen können ohne belächelt zu werden. Wer einen großen Traum hat, der ist auch bereit dafür große Opfer zu bringen.

Dann wechselt man auch früh ohne lange Zweifel vom kleinen Heimatverein an den Spitzenstützpunkt. Klar, manchem ist es lieber, sich im gewohnten Umfeld weiterzuentwickeln, aber für einen Sportler, der später selbstbewusst vor 15.000 Zuschauern auftreten soll, ist das Erlernen einer gewissen Selbständigkeit vielleicht gar nicht so verkehrt.

Wichtig sind dabei diejenigen, die selbst bei Olympia auf dem Podest stehen durften. Sie müssen stärker ins Boot geholt werden, um den Traum vom Olympiasieg greifbar zu machen und weiterzutragen, ob als Trainer oder z.B. mit Autogramm-Touren durch kleinere Vereine. Auch hier wieder ein Ansatz für den DSV und das Sportfördersystem (sprich DOSB und Innenministerium): Wenn der Erfolg an Olympiamedaillen gemessen wird, dann muss Olympia auch das Ziel sein. Weltmeisterschaften, Europameisterschaften oder auch die Kurzbahn - das alles können nur Zwischenstationen sein und es muss davon abgekommen werden, Jahr für Jahr diesen einen Höhepunkt im Blick zu haben und danach erneut alles in Frage zu stellen.

Insgesamt steht der Leistungssport vor einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung, vor allem in der jungen Generation konkurriert er mit allerlei digitalen Ablenkungen. Aber Kids sind lange nicht so "faul", wie oft beschrieben wird. Wenn sie merken, dass sie gut in etwas sind, dann entwickeln sie auch eine Leidenschaft dafür und wenn sie dann noch das Gefühl vermittelt bekommen, es ganz nach oben schaffen zu können, dann ist Geld sicher nur der kleinste Anreiz. Letztlich wollen sie doch alle kleine Stars werden - das funktioniert aber nur, wenn sich bei Punkt 4 etwas tut.

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