(24.08.2014) Chef-Bundestrainer Henning Lambertz hat bereits vor Beginn des letzten Finalabschnitts der Schwimm-Europameisterschaften ein positives EM-Fazit gezogen. "Wir sind zufrieden, aber natürlich nicht so, dass wir jetzt die Beine hochlegen werden", erklärte er auf der Abschluss-Pressekonferenz des DSV.


Bevor am heutigen Nachmittag noch einmal acht Finals anstehen haben die deutschen Beckenschwimmer bisher sechs Medaillen auf dem Konto. Der mit dem DOSB und dem Bundesinnenministerium vereinbarte Zielkorridor liegt bei sechs bis acht Medaillen.

Erfreut zeigte sich Lambertz besonders über die verbesserte Quote von Athleten, die sich beim Saisonhöhepunkt im Vergleich zu den Deutschen Meisterschaften steigern konnten. Diese lag bei 48 Prozent. "Es war also jeder Zweite schneller als bei der DM", so Lambertz. "International, also im Schnitt aller Top-Nationen, liegt diese Quote bei 40 Prozent."

Trotzdem liegt noch ein weiter Weg vor dem deutschen Team, um auch bei einer WM oder Olympischen Spielen wieder glänzen zu können. "Von den Medaillengewinnern reichen zum Beispiel nur drei Leistungen, um auf Weltniveau Bestand zu haben", erörtet der Bundestrainer. Auch die Schwäche der deutschen Damen, die bisher noch keine EM-Medaille holten, bleibt nicht unerkannt.

Laut Lambertz macht sich hier bemerkbar, dass "wir verlernt haben, hart zu trainieren." Dies käme vor allem bei den Damen zum tragen, die im Gegensatz zu den Herren stärker auf die Trainingskilometer im Wasser angewiesen seien. "Hir müssen wir viel eher noch viel mehr trainieren."

Damit es demnächst wieder bergauf geht mit dem deutschen Schwimmern, hat die sportliche Führung des DSV neben dem bereits gegründeten Perspektivteam weitere Projekte geplant. So soll zwischen Perspektivteam und dem Eliteteam (derzeit P. Biedermann sowie M. und S. Deibler) ein neues "Olympiateam" angesiedelt werden, welches die Athleten auffängt, die bisher in keinem Team vertreten und mit Blick auf die kommenden Spiele in Rio fördernswert sind.

Dieses Olympiateam soll durch gemeinsame Lehrgänge und Camps unterstützt werden. So soll es über den Jahreswechsel nach Brasilien gehen, um dort schon einmal ein wenig Olympiaatmosphäre zu schnuppern. Zudem soll stärker international zusammengearbeitet werden. Das Olympiateam könnte so zum Beispiel gemeinsam mit den Top-Schwimmern aus Schweden nach Rio reisen. Für das Perspektivteam sind Lehrgänge gemeinsam mit ungarischen Spitzenschwimmern geplant.

Ein drittes Konzept, welches mit Blick auf Rio 2016 in die Tat umgesetzt wird, ist ein Staffelprojekt, in dessen Rahmen in den kommenden beiden Jahren regelmäßig die für die Staffelteams in Frage kommenden Athleten zusammengezogen werden, um gemeinsam zu arbeiten.

Hoffnung machen zudem die Erfolge der deutschen Schwimmer bei den Youth Olympic Games in China. Das deutsche Team habe sich da "ganz hervorragend geschlagen", so Lambertz. Dies zeige, dass man auf einem guten Weg ist.

"Wir versuchen zu verbessern, was in unseren Möglichkeiten liegt", so Lambertz. Einige Bereiche liegen jedoch nicht in der Verantwortung des DSV. "Wir haben eben keine Profis wie Dänemark, Schweden oder Großbritannien, wo Schwimmer mehrerer Tausend Euro im Monat verdienen, so wie ich gehört habe". Dementsprechend muss man versuchen die Stellschrauben dort anzuziehen, wo man selbst die Möglichkeiten hat.

Dazu zählen auch die Normzeiten und der Qualifikationsprozess für die Saisonhöhepunkte. "Im vergangenen Jahr waren die Normen für die WM sehr weich. In diesem Jahr haben wir das mit dem Überprüfungswettkampf schon gesteigert", so Lambertz. Für die kommenden Jahre kündigte er bereits straffere Normzeiten an. Auch hierbei sind nicht nur die Spiele in Rio im Fokus sondern die Konzentration liegt auf der langfristigen Entwicklung hin zu Olympia 2020 in Tokio.

Bild: Alibek Käsler

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