18. August 2025

Seit drei Jahren ist Marina Spottke nun schon am Berliner Olympiastützpunkt und begleitet die Sportlerinnen und Sportler insbesondere im Athletikbereich. Doch das Athletiktraining von Marina, von dem unter anderem die Olympiateilnehmer Angelina Köhler, Ole Braunschweig und Nele Schulze profitieren, geht dabei oftmals über konventionelle Trainingsmethoden hinaus.

Den Schwerpunkt legt die Trainingswissenschaftlerin Marina Spottke nämlich auf die neuromuskuläre Kernstabilität, die es den Schwimmern ermöglicht, mehr Stabilität im Wasser zu generieren, um technische Feinheiten zu perfektionieren und das Maximum an Kraft ins Wasser zu bringen. Dafür wird der Blick häufig auf die Nervenbahnen gerichtet, denn schon minimale Anpassungen im Bewegungsapparat können entscheidende Auswirkungen haben. Ein Beispiel: Liegt der Kopf beim Schwimmen zu weit im Nacken, wird ein Nerv abgeklemmt. Dadurch kann der Bizeps nicht vernünftig angesteuert werden und die Hand des Sportlers dreht sich beim Zug weiter nach außen als gewollt. Um die Handhaltung zu verbessern, muss demnach in erster Linie die Kopfposition korrigiert werden.

Bevor sie die Position am Berliner Olympiastützpunkt annahm, war Marina Spottke lange selbstständig tätig – unter anderem als Personaltrainerin, Referentin und Mental Coach. Lasse Frank, Chefcoach des Berliner Bundesstützpunkts, kontaktierte Marina auf Instagram und bot ihr nach einem Probetag an, ihr Athletiktraining fortan am Stützpunkt zu integrieren. Seitdem arbeiten die Beiden intensiv Seite an Seite.

„Dieser Mensch ist einfach großartig, er hat mir von Anfang an großes Vertrauen geschenkt. Das schätze ich sehr.“, reflektiert Marina die Zusammenarbeit mit Lasse Frank. Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, werden das Land- und Wassertraining eng aufeinander abgestimmt – wie Zahnräder in einem Uhrwerk, die nur ineinandergreifend funktionieren. Die allgemeine Trainingssteuerung obliegt dennoch Lasse Frank, insbesondere was die Intensitäten betrifft. Aber auch Marina steht oftmals am Beckenrand, beobachtet die Wassereinheiten eingehend, konzipiert passende Athletikaufgaben und gibt gerne auch konkrete Verbesserungsvorschläge, die im Wasser umgesetzt werden können.

Die Athletikeinheiten werden dabei ganz divers gestaltet: von Yoga, zum Skateboard fahren, zu Kraftübungen mit Traktorreifen – alles ist dabei. Besonders wichtig für die neuromuskuläre Kernstabilität sind Core-Übungen, also die Stärkung der Rumpfmuskulatur. Vor allem Übungen mit diagonalen oder asymmetrischen Elementen haben einen großen Mehrwert. Zudem macht Marina mit ihren Schützlingen auch vermehrt Atemtraining, um die Ermüdung des Körpers unter Belastung zu verzögern. Alle Trainingsmethoden folgen demselben Anspruch: „Wir sind nicht im Fitnesscenter und wollen einen schönen Körper haben, sondern wir wollen einen funktionsfähigen, einen leistungsfähigen Körper trainieren, der uns im Schwimmsport unterstützt.“ Doch nicht nur im Top-Bereich setzt neuromuskuläres Training, wie das von Marina Spottke, wichtige Impulse – auch im Nachwuchsbereich ist die Stärkung der Tiefenmuskulatur von großer Bedeutung. Marina selbst sieht in ihrer Form des Athletiktrainings die Basis für andere Trainingsbereiche, wie beispielsweise das Krafttraining.

„Ich glaube, ich profitiere sehr von meinen eigenen Erfahrungen im Leistungssport. Ohne diese Expertise könnte ich meine Arbeit nicht so ausführen“, erzählt die langjährige Leistungsschwimmerin, die 1996 an den Olympischen Spielen in Atlanta teilnahm. Selbst erlebte Defizite und Fehlerquellen adressiert Marina ganz bewusst, integriert gleichzeitig aber auch viele Übungen in ihr Training, die sie rückblickend als besonders wertvoll empfunden hat. Die Kombination aus etablierten und neuen Trainingsansätzen sei dabei entscheidend: „Ich sehe es nicht als schlecht an, alte Werte zu behalten. Ich denke, dass Innovation und Wachstum viel mit Wissensaustausch – auch generationsübergreifend – zu tun hat.“ Eine Ausdehnung des Wissensaustausch wünscht sich Marina auch zwischen den deutschen Stützpunkten, aber auch beim Blick über den Tellerrand hinaus, um von anderen Nationen und anderen Sportarten zu lernen. Dennoch sei es stets besonders wichtig, den Blick Voraus zu richten: „Am Ende des Tages, wenn man sich immer nur Dinge abguckt, läuft man auch irgendwie immer hinterher. Ich bin ein Fan davon, groß zu denken, übertrieben groß zu denken. Und daraus entsteht dann eine kleinere, realistische Idee. Deswegen denke ich: Hinschauen und dann etwas Eigenes kreieren – das ist besonders gewinnbringend.“.

In Berlin hat sich das Training von Marina Spottke in den vergangenen drei Jahren zweifellos bewährt: vom WM-Triumph Angelina Köhlers, der erfolgreichen Olympiaqualifikation von Köhler, Braunschweig und Schulze, bis hin zu zahlreichen weiteren Erfolgsmomenten. „Ich freue mich, dass ich zu den Erfolgen in Berlin etwas beitragen durfte und ein Teil des Ganzen bin. Darauf bin ich natürlich sehr stolz.“, gibt Marina preis. Die Schwimmerinnen und Schwimmer schätzen die neuen Trainingsimpulse und ihre Athletiktrainerin sehr. „Ich glaube es wird sehr geschätzt, dass ich den Menschen hinter dem Sportler sehe. Ich bin eine ganzheitliche Trainerin und ich betrachte den Menschen, der vor mir steht. Mit all seiner Gabe, mit all seinem Talent, mit seinem Charakter und mit all seiner Schönheit im Menschsein. Ich akzeptiere den Menschen, der da vor mir steht, genauso wie er ist.“, erklärt Marina ihren Erfolg. Und fügt dann noch hinzu: „Ich helfe ihnen dabei, mit Spaß zu Höchstleistungen zu kommen.“.